1860, Briefe 124–201
138. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta, Mitte April 1860>
Ich bin gestern Abend ganz glücklich in Pforta angekommen, wurde aber gleich mit der traurigen Nachricht empfangen, daß der Onkel Knieling Mittwoch früh gestorben sei. Ich wollte es erst nicht glauben, es wurde mir aber ganz bestimmt versichert. — Dazu mag die Anstrengung bei der ersten Predigt wohl viel beigetragen haben. Es thut mir sehr leid, besonders dauert mich die liebe Tante sehr. —
Meine Wäsche und Kleider habe ich gestern Abend ausgepackt. Ich sende heute schmutzige Wäsche und unnöthige Bücher. Bitte, schicke mir nun Streichhölzer, Papier, Stahlfedern, meine übrigen Kleidungsstücke, und auch etwas Chocoladenpulver, da Kaffe und zweites Frühstück ausgeblieben ist.
Nun lebe wohl, viele viele Grüße an Lisbeth und den Onkel!
Kommt doch bald einmal heraus! Wir können uns Sonntag nicht sehen!
Dein FWNietzsche