1860, Briefe 124–201
130. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta, 22.—25. Februar 1860>
Liebe Mamma!
Es war sehr hübsch, daß ihr beide Tage noch hier wäret; wie habt ihr denn am zweiten Tag Billete bekommen? Mir hat es sehr viel Amüsement gemacht, und ihr werdet es wohl auch ganz gern mit angesehen haben. Trotzdem daß die Obersecundaner recht lustig spielten, hat mir der Kaufmann von Venedig noch mehr gefallen, besonders wegen des famosen Spiels von Thiemich als Shylock. Auch Goetz als alter Gobbo spielte ganz gelungen. — Ich schicke heute wieder meine schmutzige Wäsche, auch meine Hosen, die ich ganz aufgegeben habe, da sie überall anfangen sich zu öffnen und den Rode, den ich trotz Steinkopf etcetc. mit Loch im Aermel wiederbekam. — Habt ihr denn Iphigenie zum Buchbinder befördert? Ich möchte sie so gern hier haben. Du schickst mir auch wohl wieder etwas zu meiner Milch mit; ich habe da sehr lange entbehren müssen. — Ist der Leierkasten schon wieder angekommen?
Nun lebe recht wohl! Viele Grüße!
Nächsten Sonntag auf Wiedersehen!
Kannst du nicht einmal nach Almrich kommen, daß wir uns länger sprechen könnten?
Dein Fritz.
Streichhölzer, Pomade brauche ich nöthig!