1860, Briefe 124–201
124. An Franziska Nietzsche in Naumburg
Pforta d. 8. 1. 60.
Liebe Mamma!
— Ich danke Dir, liebe Mamma, und dem Onkel viele mal für euren lieben Besuch. Warum hast du nicht den Hr. Dokt. besucht? Er hätte wenigstens von deinem Kommen und dem Tode des Großpapa’s erfahren. Wir hätten uns bei ihm doch länger sprechen können. — Seid ihr denn bei dem stürmischen Wetter glücklich wieder zurück gekommen? — Es thut mir heute am Sonntag recht leid, daß ich nicht nach Naumburg kann. Denn hier ist es sehr langweilig; außer mir ist nur noch Einer hier. Ich schicke dir auch meine Kiste wieder, mit etwas schmutziger Wäsche. Sehr nöthig brauche ich jetzt Papier und Stahlfedern. — Bitte, schicke mir doch auch meinen Heliand, damit ich auf der Krankenstube doch etwas zu lesen habe. Er wird endlich wohl angekommen sein. — Grüße Lisbeth vielemal von mir und sage ihr, ich würde die Sperenzchen bald wieder lassen. Denke, schreibe, schicke recht bald an mich, vielleicht
besuch<s>t du auch
Deinen FWNietzsche
(Sonntag)