1878, Briefe 675–789a
782. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Basel, 17. Dezember 1878>
Hier, meine herzlich Geliebten, ein kleiner Beitrag zu Eurem Weihnachts-Tisch, zum Zeichen, daß ich Eurer gedacht habe und am Bescheerungs-Abende Eurer recht sehr gedenken werde.
Mit den Taschentüchern soll, wie ich mit Vergnügen hörte, meiner guten Mutter doch eine Freude gemacht werden können, ob sie schon behauptet, durchaus nichts nöthig zu haben. Nun, sieh zu, ob dieselben Dir Recht sind. Die Spiritus-Maschine wird Dir, wenn sie sich so gut bewährt, wie bei mir, gewiß einleuchten: sie arbeitet sehr feurig. Es ist das beliebteste System der Construktion. —
In Betreff meiner Gaben für das liebe Lama habe ich kein Glück gehabt. Am sichersten bin ich noch wegen der Handschuhe vom Tyroler, die ihr immer gefallen haben. Aber über die Weltausstellung ein Buch — ja ich wußte gar nicht, worüber sie sich belehren lassen will (ob über die Maschinen, oder die Kunst oder die Eßwaaren oder Seidenindustrie auf der Ausstellung — es giebt so viele Spezialschriften; und ich erfuhr auch von diesem Wunsche zu spät) Vielleicht nimmt sie das „Buch der Erfindungen usw.“ (mit den guten Illustrationen von Architektur) als eine Art erbärmlichen Ersatzes. Und nun gar mit dem Seidentuch! Das Gewünschte existirte nicht mehr bei Von der Mühls, traurig, traurig!
Ich versuche das arme Lama zu entschädigen, indem ich etwas nahm, was „viel eleganter“ sein soll: bin aber nicht überzeugt, daß es ihr so gut gefällt, wie das einfachere.
Könnte ich bei Euch sein! — Frau Schwenk ist bei mir und packt ein (sie ist sehr dankbar gestimmt und wird, so bald ihre viele Arbeit es irgend gestattet, schreiben. Ich gab ihr die vorgeschrieben<en> Gelder.)
Nun wollen wir das alte Jahr noch ablaufen lassen, in größter Stille; und mit einigem Muthe und noch mehr Geduld dem neuen entgegengehen, vor allem aber mit Liebe und Herzlichkeit unter einander.
Euer Fr.