1878, Briefe 675–789a
680. An Carl Burckhardt in Basel
Basel, den 11. Febr. 1878.
Hochgeehrter Herr Präsident,
Bei dem anhaltend erschütterten Zustand meiner Gesundheit hatte ich selbst neuerdings die Absicht gefasst, Ihnen ein Gesuch um Entlassung von meiner Stellung als Lehrer an den hiesigen höheren Lehranstalten überhaupt einzureichen. Doch hat mich der Rath meines Arztes und seine Meinung, dass an einer Wiederherstellung nicht zu verzweifeln sei, welche mich wieder in den Stand setzte, wenigstens meiner Aufgabe an der Universität zu genügen, bewogen mein Gesuch für jetzt auf eine endgültige Entbindung von meinen Verpflichtungen am hiesigen Pädagogium zu beschränken. Das Gutachten des Herrn Prof. Dr. Massini, welches es begründet, lege ich bei. Indem ich Sie, hochgeehrter Herr Präsident, demgemäss ersuche, meine Entlassung als Lehrer des Pädagogiums bei einer hohen Erziehungsbehörde zu befürworten und dabei meinem persönlichen Bedauern Ausdruck zu geben, dass ich von einer Anstalt scheiden muss, an der ich gern gewirkt habe, hoffe ich mit dieser abermaligen Anrufung des Wohlwollens einer hohen Behörde, je mehr ich mich zu dessen dankbarer Anerkennung schon verpflichtet fühle, sein Maass nicht zu überschreiten.
Mit vollkommener Hochachtung
Ihr ergebenster Prof. Dr F. Nietzsche