1878, Briefe 675–789a
768. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Basel, 9. November 1878>
Meine liebe Mutter und Schwester,
heute ist Sonnabend, wilder Föhnsturm, eiskalt mit Regen, seit gestern Abend; die ganze Nacht durch schlaflos. Das Colleg eben gehalten, die Woche ist überstanden. — Den vorigen Sonntag kam plötzlich ein sehr heftiger Anfall, so wie am Tage der Abreise: es sind jetzt 10 Sonntage hinter einander. (Also trotz dem Freitag vorher!)
Overbecks hatten mir ein wunderschönes gebratenes Huhn südfranzös<ischer> Abkunft gebracht, ich habe 4 mal davon gegessen, Frau O<verbeck> hatte es selber gebraten.
Donnerstag war die gute Frau Baumgartner auf eine 1/4 Stunde bei mir. Abends Vortrag Burckhardt’s über Talleyrand. —
Die Naumburger Backsachen bewähren sich sehr, namentlich die Zuckerbrödchen; ich verglich sie mit den berühmten Biscuits de Reims, die hier auf der Messe zu haben sind: aber mir gefallen sie viel mehr, auch viel billiger sind sie. — Die Braunschweiger Wurst hat jetzt auch meine Sympathie. — Für Tapioca und Äpfelchen habe ich, glaube ich gar, noch gar nicht mich bedankt! —
So gehen meine Tage fort, höchst regelmäßig — höchst vorsichtig!!
Eurer Liebe von Herzen eingedenk
F.
2 Stere Holz, alles inbegriffen = 42 frs. 70 ct
Ich bitte recht schnell um Gustav Krug’s Adresse!