1863, Briefe 340–403
374. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Pforta, 29. August 1863>Sonnab. früh.
Liebe Mamma!
Wie ich hoffe seid ihr wieder zurückgekehrt; wie ich erwartete, wurde mir zu kommen natürlich nicht gestattet. Es wird wohl recht nett gewesen sein, die Verwandten habe ich nun nicht kennen gelernt. Nun, es kann ja immer noch bald genug geschehn. Natürlich habt ihr also von mir keinen Brief mitbekommen, wohl nicht einmal meine Grüße und Glückwünsche. Das thut mir recht leid. — Nun werd ich doch endlich Lisbeth wieder zu sehn bekommen; nicht wahr, Sonntag in Almrich, wenn es nicht zu heiß ist, sonst kommt ja nicht, ich auch nicht.
Vorigen Mittwoch war Sängerfahrt auf der Rudelsburg, sehr besucht von Kösen, da das Wetter sehr schön war. Hr. P<astor> Backs habe ich viel gesprochen, er läßt den Onkel Theobald bitten, recht herzlich bitten, ihn doch jetzt auf längre Zeit zu besuchen; er zöge wieder in sein Stübchen usw. — Sagt es ihm.
Donnerstag Nachmittag war Bergtag bei dem angenehmsten Wetter der Welt. Schade daß ihr nicht da ward, es war sehr hübsch und amüsant. Ich habe leidlich viel getanzt. Frau Geheimeräthin Redtel war da alsam ihren Töchtern. Ich werde sie öfter besuchen, da ich eingeladen bin und es sehr liebenswürdige Menschen sind.
Ich habe sehr viel zu thun, und bin in fortwährender Thätigkeit. Dabei schwitze ich greulich. Könnt ihr mir nicht ein paar Flaschen Soda besorgen?
In herzl. Liebe
votre tres cher
fils et frère Fréd.