1863, Briefe 340–403
363. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Pforta, Ende Mai—Anfang Juni 1863>
Hier übersende ich dir recht schmutzige Wäsche, theilweise noch von meiner Krankheit her, außerdem die versprochnen Noten, dazu etwas, was ihr der Tante mitschicken möget „ein Albumblatt“ wenig aber mit Liebe, wie auf allen Albumblättern. Etwas Neues habe ich nicht erlebt, heute habe ich schon sehr viel gearbeitet, das Wetter ist schön, Sonnabend denke ich euch wieder zu besuchen. Heute Nachmittag werde ich zu Hr. Pred. Kletschke gehn und alles ausrichten. Wenn du mir meine Kiste wieder schickst, liebe Mama, kannst du mir vielleicht einmal Kirschen mitschicken, ich habe noch keine einzige dies Jahr gegessen. Ihr habt mir ja lange, sehr lange nichts geschickt. Auf die Ferien freue ich mich mopsartig, eigentlich wie jemals kaum. Macht mir nur die Stube recht hübsch zurecht, so daß sie nicht mehr so riecht und es recht frisch drinn ist. Mein Tageslauf wird etwa folgender sein: Früh circa 4—5, stehe ich auf, arbeite etwas, trinke um 6 mit euch dann Kaffe, arbeite dann wieder bis gegen neun, spiele dann mit Gustav den einen Tag bei Krugs, den andern bei uns vierhändig, gehn dann zusammen baden; zu Mittag bin ich wieder da und den Nachmittag bin ich zu eurer Disposition vollkommen, wofern ihr mich nicht jeden Tag in Gesellschaften schleppen wollt. Indessen zusammen spazieren gehn, bei rechter Gluth, darauf freue ich mich.
Nun lebt recht wohl! Uebermorgen hoffentlich auf Wiedersehn!
Euer Fritz.