1862, Briefe 292–339
298. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta, kurz nach dem 4. März 1862>
Liebe Mamma!
Vor allen, liebe Mamma, nochmals meinen herzlichsten Dank für deine Fastnachtsgaben. Wie hübsch war nicht jene Stunde, wo wir uns gesprochen haben. Auch der zweite Tag war sehr nett, Du hättest dich halb todt gelacht. Im Allgemeinen sollen doch die Obersecundaner besser gespielt haben.
Nun muß ich dir aber doch ein Verzeichniß derjenigen Kleidungsstücke entwerfen, deren Restauration oder Anschaffung sehr nöthig. Du empfängst heut das andre Paar Stiefeln, ebenfalls sehr zerrissen. Es wird wohl nöthig, ein Paar neue anzuschaffen, diese kurzen Stiefeln trage ich nun schon eine Unendlichkeit. Dann brauche ich wollne Strümpfe. Sodann die Beinkleider; es würde wesentlich sein, daß ich ein paar leichte Beinkleider, aber ein paar gute zum guten Gebrauch bekomme, etwa grau, da die beiden andern schwarzen Paare zu eng und zu schäbig sind, die jetzigen Guten aber im Alltagsgebrauch gar nichts aushalten. Ein paar weiße Hosen, daß man damit wechseln könne würde auch sehr wesentlich sein. — Die zwei schwarzen Westen, die eine so eng, daß bei den ersten Mal tragen drei, vier Knöpfe heruntergeplatzt sind, die andere sehr schäbig und schlappig, so daß nur die weiße ganz im Stande ist und anständig getragen werden kann. Der Alltagsrock ist mir zu eng und verwachsen, habe da auch gar keinen Wechsel. Der gute Rock wird nach jährigem Gebrauch auch sehr alt zum guten. Also ein guter schwarzer von nöthen und ein leichter Sommerrock, womöglich ein etwas langer Sackpaletot. Für den Alltagsgebrauch offenbar die bequemsten. An Stelle der weißen Mütze muß Ostern auch eine andre treten. Oder soll ich mir hier in Pforta eine nach meinem Geschmack aussuchen?
Von Wäsche sind mir also Strümpfe, Handtücher, und Taschentücher nöthig, die du mir doch am Sonnabend schickst. Wo sehen wir uns Sonntag? soll ich die Tanten besuchen? oder Tante Rosalie? oder kommst du nach Almrich?
Lebe recht wohl und denke oft
an Deinen Fritz.