1866, Briefe 490–534
528. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Leipzig>: am 18 Dez.des Jahres 1866.
Liebe Mama und Lisbeth,
ich bin sehr erfreut darüber, bis diesen Moment noch keinen Brief von Euch bekommen zu haben; was mir für das Befinden der Tante Rosalie neue Hoffnungen giebt. Wenn Ihr irgend eine Erquickung ausfindig machen könnt, so überreicht sie ihr in meinem Namen und auf meine Rechnung.
Heute sollt Ihr Nachricht über mein Kommen empfangen: es wird nicht eher möglich sein, als nächsten Sonntag um 11 Uhr, also um die Zeit, in der ich Sonntag vor 8 Tagen bei Euch eintraf. Sehr große Bedenken habe ich wegen des Büchertransportes, zu dem es mir einstweilen an einer passenden Kiste fehlt. Auch wird es hübsch theuer werden.
Da Ihr mir meiner eignen Weihnachtsgeschenke halber ziemlich freie Hand gelassen habt, so habe ich mir für eine bescheidne Summe (etwa 4—5 Thl), die ich, wenn es nöthig ist, auch selbst decken kann, einige nützliche Bücher gekauft und werde sie, falls mich der Buchbinder nicht im Stich läßt, selber mitbringen, damit Ihr sie mir bescheeren könnt. Paulys Realencyklopädie, nach der ich verlangte und verlange, ist unter 27 Thaler nicht zu beschaffen, so daß ich mich hier einstweilen resigniert habe.
Sonst wünsche ich uns allen erquickende und ungetrübte Weihnachtstage, mir persönlich aber Zeit und Lust und Erfolg in meinen Arbeiten.
Euer Fr.