1867, Briefe 535–558
546. An Paul Deussen in Oberdreis
Leipzig 1 August. <1867>
Mein lieber Freund,
Dein Vorschlag ist so freundschaftlich und so weit abliegend von jener breiten Straße des Egoismus, daß ich ihn nicht annehmen kann.
Zudem werde ich die Ferien doch wohl in Naumburg verleben, nachdem ich eine längere Reise in die bayrischen Alpen und Salzburg mit meinem Freunde Rohde gemacht haben werde.
Ich lese, daß es Dir gut geht und fühle den zufriednen Ton Deines Briefes. Du wirst mir viel zu erzählen haben. Kürzlich dachte ich gerade an Dich lebhaft, als in mir der Gedanke aufstieg, in Berlin einen philologischen Verein zu gründen. Dieser Plan wird von Stapel laufen, so sicher mich der Sklave, der hinter mir mein Hab und Gut einpackt, bestiehlt.
Leb wohl, lieber Freund. Sage allen, die mich kennen, meine Grüße und genieße Deinen Plato, wie ein Mann, dem das Alterthum trotz der Philologie noch nicht verleidet ist.
Dein Fritz Nietzsche.