1870, Briefe 55–117
70. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Basel, Ende März—Anfang April 1870>
Nun will ich Euch endlich genauere Nachricht wegen der Osterferien geben. Ich hätte es eher thun mögen, war aber die letzte Zeit, bei dem starken Wechsel der Witterung, unwohl und habe an der Grippe laborirt. — Die Hauptsache ist nun, daß wir die kurze Ferienzeit zusammen nehmen und sie wirklich am Genfersee und nicht anderwärts zubringen. Das heißt, wir reisen am grünen Donnerstag (am ersten Ferientag) von Basel ab. Dann können wir 16 Tage am See bleiben. Mit Anfang Mai muß ich wieder zurück, zum Anfang des Sommersemesters. — Die Tage vor dem grünen Donnerstag sind für mich sehr arbeitsam: Examina, Versetzungs- und Abiturientenprüfungen usw., dann habe ich das Programm für Ostern zu schreiben. Wenn ich alles recht überlege, so scheint es mir wünschenswerth, ja nöthig, daß Ihr am Montag Abend, spätestens am Dienstag Abend (vor dem grünen Donnerstag) in Basel eintrefft: jedenfalls nicht erst am Mittwoch. — Nehmt Euch zur Herreise ordentlich Zeit und berathschlagt mit Hülfe des neuesten Coursbuchs und des Bädekers (für Süddeutschland), wie Ihr bequem und genußreich von Naumburg bis Basel reist. Keinesfalls mit Nachtfahrten: was in dieser Jahreszeit sehr bedenklich und gefährlich ist. Also etwa
Sonnabend: Abreise von Naumburg 7 Uhr, 29 Min.
Vormitt. bis Frankfurt (Abends 8 Uhr)
Palmsonntag Frankfurt bis Heidelberg.
Montag Heidelberg bis Basel (Schnellzug) Ankunft Abends um 7.
Dienstag
Mittwoch
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Basel.
Donnerstag Abreise usw.
Charfreitag usw.
Was Hotels betrifft, so wählen einzelne Frauen immer die besten, also die, welche bei Bädeker zuerst genannt sind. In Heidelberg müßt Ihr etwas Zeit haben: denn es ist sehr schön. — Übrigens ist die Reise, wie ich sie angedeutet habe, sehr angreifend.
Wenn Ihr die Reise etwas studirt habt, (mit Karte, Bädeker und Coursbuch) dann werdet Ihr nach allen möglichen Einzelheiten zu fragen haben: und ich erwarte daher recht eingehende Briefe. Leider ist in meinem Hause kein leeres Zimmer.
Den Baedeker der Schweiz besitze ich. Doch muß ich schließen: gebt bald ausführliche Nachricht und denkt in der Hoffnung des Wiedersehens an Euren
F.