1868, Briefe 559–606
567. An Friedrich Ritschl in Leipzig
Naumburg 29 April. 1868.
Hochverehrter Herr Geheimrath,
Ob Freund Windisch Ihnen schon erzählt hat, daß ich längere Zeit erheblich krank gewesen bin und daß ich auch jetzt noch der vollständigen Genesung entgegenharre, weiß ich nicht, doch wünsche ich es. Ich habe nämlich so lange nichts von mir hören lassen, daß ich mich diesmal ausdrücklich entschuldigen muß: nur deshalb erwähne ich die fatale Krankheit, die als Folge der Zerreißung zweier Brustmuskeln mir auf längere Zeit alles Schreiben untersagt hat. Ich war so sehr heruntergekommen, daß ich allmählich erst wieder gehen lernen mußte. Auch jetzt ist die eiternde Wunde am Brustbein noch offen, auch jetzt dh. nach 8 Wochen.
Heute bringe ich Ihnen, so zu sagen, eine Art Epilog zu meiner Laertiusarbeit, ein Aufsätzchen, das sich ein Winkelchen des rhein. Mus. ausbittet, und dem ich Hoffnung gemacht habe, daß es nicht umsonst bittet.
Hochachtungsvollst
Friedr. Nietzsche
Gefreiter der 2 reit. Batt.
des Magdeb. Feldart.-
reg. Nr. 4.