1858, Briefe 17–46
44. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta, 11. Dezember 1858>
Liebe Mamma!
Ich habe jetzt täglich einen Brief erwartet; warum schreibt ihr mir nur nicht? Jetzt gerade in dieser hoffnungsreichen Zeit ist ein Brief mir sehr lieb. Sonntag kommt doch Punkt halb drei nach Almrich oder schreibt es mir bestimmt ab und ich komme nach Naumburg zu den Tanten, damit ich nicht durch das Suchen in Almrich unütze Zeit verliehre. Nun sind es noch II Tage bis zu den Ferien; die Zeit vergeht doch gar zu langsam! Ueber Weihnachten will ich nicht mehr schreiben. Was ich wohl schreiben möchte, habe ich schon unzähliche Mal und meine Wünsche wißt ihr. Wollen wir nicht die letzten Tage der Ferien nach Pobles reißen? Mittwoch Morgen ungefähr um 8 Uhr werde ich in Naumburg ankommen; das wird eine Freude sein! Wilhelm habe ich auch wieder geschrieben; auch von Gustav erwarte ich einen Brief. Also schreibt oder schikt mir bald! (Die Schachtel mit Halstuch und vielleicht etwas andern noch müßt ihr doch schiken, da ich Sonntag wieder schmutzige Wäsche habe. Schikt sie nur gleich Sonntag früh, ja nicht später.) Viele Grüße an Lisbeth, Tante Rosalie, Onkel Oskar, die lieben Tanten et caetera
Dein Fritz.