1864, Briefe 404–458
436. An Rudolf Buddensieg in Leipzig
Donnerstag, Naumburg a/S. <Zweite Julihälfte 1864>
Lieber Buddensieg,
Ich weiß nicht, was Sie dazu sagen werden, wenn ich Ihnen ohne weitere Förmlichkeiten ankündige, daß ich nächsten Sonnabend kommen werde, um Sie auf ein Paar Tage zu besuchen. Hoffentlich, nehmen Sie mir diese naive Ankündigung nicht übel. Jedenfalls freue ich mich sehr darauf; haben wir doch endlich Gelegenheit, uns wieder einmal zu sprechen. Dazu möchte ich Leipzig, seine Kunstschätze usw. kennen lernen, vielleicht besuche ich das eine oder andre Colleg.
Sollte etwas Ihnen entgegenstehn, so haben Sie die Güte, es mir bis Sonnabend mitzutheilen. Sie haben für diesen Fall auch wohl die Gefälligkeit, meinem Vetter Rudolf Schenkel stud. juris die Anzeige meines Kommens zu machen. —
Ihr Logis kenne ich nicht. Ich bitte Sie darum, auf dem Bahnhof mich in Empfang zu nehmen. Ich fahre Sonnabend Abend gegen 9 ab.
Ich komme auf jeden Fall. Bis auf unser persönliches Zusammentreffen leben Sie recht wohl. Ich wünsche, daß ich Ihnen keine Störung und Unannehmlichkeit bereite und verspreche möglichst artig zu sein
Ihr
F W. Nietzsche.