1864, Briefe 404–458
425. An Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Pforta, erste Junihälfte 1864>
Meine liebe Lisbeth,
ich danke dir recht, daß Du mich wenigstens für den Augenblick mit Wäsche versehn hast und bitte Dich, — die Dir überbrachte leere Kiste mit der übrigen anzufülln und mir ohne Verzug zukommen zu lassen. Sonntag möchte ich, daß wir uns sehen, also wolltest Du vielleicht in unsrer Wohnung sein, daß ich meinen Spaziergang von 4—7 mit dir zusammen genießen kann?
Sonntag habe ich mich bei den lieben Tanten recht wohl befunden; nur schade, daß Du nicht hinkommen konntest. Wie Du mir schreibst, dürfen wir die Mamma eher erwarten, als ich geglaubt habe. Trotzdem, daß ich mich sehr freue, Euch wieder sodann beisammen zu haben, muß ich doch auch dich bitten, wie ich es in dem Briefe an die Mamma schon gethan, Dir alsbald Pläne für die Hundstage zu entwerfen. Denn die Notwendigkeit, während dieser Zeit allein zu sein, leuchtet mir täglich mehr ein.
Sonst habe ich keine weiteren Wünsche und Bitten, außer daß ich mir sehr die Hundstage heranwünsche. Ich habe der Mamma über meine Bedürfnisse für dieselben geschrieben; sie sind gering, und Du wirst erfinderisch sein, um einige vergessnen noch zu rechter Zeit nachzuholen.
Ich bedaure, dir nichts weiter schreiben zu können, als daß ich mich mäßig wohl fühle und mich auf unser sonntägliches Zusammentreffen von Herzen freue.
Lebe recht wohl!
Dein F.