1859, Briefe 47–123
85. An Emil Schenk in Jena (zweiter Entwurf)
<Erste Augusthälfte 1859>
Ich muß mich beeilen
In wenigen Zeilen
Poetischen Flusses
dir innig zu danken.
Ich will es und muß es
Da herzliche Worte Prosaischen
Flusses Verklingen, verhallen.
Von jenem Orte
Wo mirs so gefallen
Soll’n Lieder erschallen
Wie lebend doch stehen
Die herrlichen Höhen
Die grünenden Auen
Vor meinen Blicken.
Nicht werd’ ich vergessen
Das laute Entzücken
Hernieder zu schauen
Auf bunte Gefilde —
Es wäre vermessen
Dem lieblichen Bilde
Noch Farben zu leihen
Im Herzen da steht es
Und nimmer vergeht es
In farbigen Reihen
Zieht’s vor mir vorüber
Je länger ich schaue
Und in mir betrachte
Je länger je lieber
Daß oft ich schon dachte
Nun wird wohl auf immer
Dir Naumburgs Umgebung
Den farbigen Schimmer
Verlieren und nimmer
Wird jene Erhebung
Die Seele verlassen
Nicht will ich verschweigen
Welch’ frohe Belebung
Welch’ jauchzend<e> Massen
Den Auge sich zeigen
Wenn der Studiosen
So lustiger Wänke
In Lichtenhains Mitte
In Hallen der Rosen
Ich freudig gedenke.
Dann muß ich die Saale
Im lieblichen Thale
Pflichtmäßig beloben
Den Himmel auch droben
Der nie uns bedrohte
Mit Regensfluhten
Und seinem Gebote
Zufolge enthüllten
Sich rings mir die Weite
An diesen Gebilden.
Doch will ich die Worte
Nicht länger vergeuden.
Ich möchte ich kehrte
Zum freundlichen Heerde
Recht, recht bald mal wieder.
Die Zeit wird wohl immer
Im Herzen mir bleiben
Nach Jena mich treiben
Da man mich wohl nimmer
So freundlich bewirthet.
Die lieblichen Nicht’gen
Muß ich noch erwähnen
In diesem Gedicht’gen
Sind Fluthen von Thränen
Von ihnen vergolten? — —
Hoch leben sie alle
Bei denen ich so viel
Des Guten genossen
Es klinge, es schalle!
Hoch leben sie alle!